Unterwasser-Geschichten gibt es viele: “20.000 Meilen unter dem Meer”, “Das Boot”, “Abyss” und nicht zuletzt “Der Schwarm” sind nur einige Beispiele. Gemein haben sie die gewaltige Kraft des Wassers, dessen Mystik und wie die Menschen damit umgehen. Aber sie unterscheiden sich auch; insbesondere “Abyss” und “Der Schwarm” leben von der Idee, daß eigentlich unmögliche Kräfte frei werden, die die Menschheit bedrohen – oder ihr auch nützen können, so man sie denn richtig einsetzt.
Nun hat sich also Michael R. Baier in diese Liga eingereiht und “1000bar” geschrieben. Eine Fleißarbeit, die den Vergleich der oben genannten Titel – was Seitenzahl, Recherche und Spannung angeht – nicht zu scheuen braucht. Tatsächlich denkt man beim Lesen hin und wieder an Buchheim oder Schätzing, der im Buch sogar erwähnt wird. Hier werden Gedanken, Situationen und technische Abläufe bis ins Detail beschrieben, und es fließt nicht nur Wasser, sondern auch reichlich Blut.
Reydar Steen und Akshay Prakash treten eine Wettfahrt von Atlanta über Neu Seeland nach Goa an, wohlgemerkt mit unterschiedlich ausgestattenen Segelyachten. Die sich verschlechternde Wetterlage setzt auch der Aurora Oceani zu, auf der einige Forscher und Arbeiter stationiert sind. Das Team steht unter Druck, denn ihre Entdeckung interessiert auch die Chinesen: Schwebende Felsen im Meer, Nuggets genannt, die über eine unerschöpfliche Energie verfügen. Die Folge ist ein Terroranschlag auf die Aurora Oceani, während unten der Black Marlin, ein U-Boot mit neuer Antriebstechnik, den Nuggets auf den Zahn fühlt. Aber der Mariannengraben hat seine Tücken: Seebeben und ein großer Tiefseekalmar stellen Flynn und seinen Black Marlin vor große Herausforderungen, die jeden Augenblick tödlich enden können …
Baier hat es verstanden, realistische Begebenheiten mit Fantasy-Elementen zu verknüpfen. Doch es ist ihm leider nicht immer ganz gelungen: Daß Meeressubstanzen durch die Außenhaut des U-Boots dringen und als einzuatmendes Gas den Fahrer gefährden, möchte man nicht wirklich glauben, ebenso daß die Nuggets allein durch Bewegung ihr Gewicht verändern. Zudem hält sich der Autor sehr lange mit technischen Beschreibungen auf, Szenen an Land mit sich prügelnden und tötenden Chinesen wollen nicht enden und manche Sätze wiegen einfach zu viel.
Dem gegenüber stehen aber wahrlich glaubhafte Beschreibungen der Meereskraft sowie die psychische Situation von Flynn im U-Boot, dessen einzige Kontaktperson Tiefseekalmar Kurt ist. Oft meint man, das Wasser zu riechen und fürchtet, daß der Orkan einem die 500 Buchseiten regelrecht wegpustet. Viele Dialoge sind mit schwarzem Humor gewürzt und daß den Protagonisten die Zeit auf den Nägeln brennt, wird immer deutlich.
“1000bar” ist somit ein interessantes Buch, das man jedoch gründlich lesen muß – und das in gekürzter Form fünf Sterne bekäme.
“Kurt” sei Dank.